Film des Monats: Mai 2025

Ein ungewöhnlicher Film über Tod und Trauer: Kunstvoll inszeniert, spannend und gleichermaßen leicht wie tiefgründig.
Das Drama „Wenn das Licht zerbricht“ des isländischen Regisseurs und Drehbuchautors Rúnar Rúnarsson rekonstruiert den Beginn einer Liebe zwischen den Kunststudierenden Una (herausragend dargestellt von Elín Hall) und Diddi (Baldur Einarsson), dessen tragischer Unfalltod in der Feuersbrunst eines Autotunnels und den Reaktionen des Freundeskreises zwischen Schock und einsetzender Trauer.
Als Klara (Katla Njálsdóttir), die bisherige Freundin Diddis, zur Gruppe stößt, entsteht für Una der Zielkonflikt, ob sie ihre eigene Liebesbeziehung zu Diddi offenlegt oder diese als Geheimnis für sich bewahrt. Darin liegt der innere Spannungsbogen des Films bis zum Ende, gerade weil sich die beiden Frauen mehr und mehr annähern.
Ein Kunstgriff des Drehbuchs ist es, die gesamte Handlung in einem Zeitrahmen von nur 24 Stunden spielen zu lassen. Komprimiert auf 88 Minuten Filmdauer und sehr authentisch im Blick auf die wechselnden Gefühlswelten der Clique zwischen Aggression und Solidarität, Einsamkeit und Intimität findet der Film auch noch Zeit für scheinbar Nebensächliches: Unas Vater, der die Ausnahmesituation nutzt, um mit seiner Tochter den eigenen Diätplan im Schnellrestaurant über Bord zu werfen oder der Teslafahrer, der der Gruppe junger Erwachsener Verkehrserziehung zukommen lässt.
Ebenso vielseitig führt Sophia Olsson die Kamera: Einerseits fängt sie Mimik, Ausdruck und Haltungen vor allem der beiden jungen Frauen sensibel ein. Andererseits gewährt sie Einblicke in die Landschaft Islands und seiner Hauptstadt Rejkjavik. Sie inszeniert kunstvoll Fotomontagen, arbeitet mit Spiegelungen und Übergängen.
Der isländische Originaltitel „Lichtbrechung“ lässt sich gleichermaßen auf die Handlung wie auf die Gestaltung des Filmes beziehen: Das große Thema „Tod“ stellt den Einschnitt, den Bruch dar. Aber je nach Perspektive zeigen sich im Fortgang ganz vielfältige Variationen des Lebens. Zum Ende des Films wird deutlich, welche Haltung angesichts des Todes hilfreich ist: Statt vieler Worte sich ganz schlicht gegenseitig stützen und halten und dabei zueinander finden. Der Film zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass es gelingen kann, Ästhetik und Authentizität, Spannung und Sensibilität miteinander zu verbinden.
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