Film des Monats: Januar 2018
Nach dem Tod von Mann und Sohn lebt Marlina alleine in einem Häuschen auf dem Land, zusammen mit zehn Kühen, zehn Ziegen, zehn Schafen und sieben Hühnern. Als alleinstehende Frau mit einem gewissen Wohlstand ist sie leichte Beute, denken sich Markus und seine siebenköpfige Männerbande: Sie stehlen das Vieh, lassen sich von Marlina bekochen und kündigen ihr großspurig an, sie in der Nacht einer nach dem anderen zu vergewaltigen. Was Marlina, wie wir aus dem Titel schon vorab erfahren, nicht einfach so zulassen wird.
In großen Bildern und mit kleinem Budget erzählt die 37 Jahre alte indonesische Regisseurin Mouly Surya die Geschichte weiblichen Widerstands gegen patriarchale Gewalt. Und zwar mit deutlichen Anleihen an das Western-Genre: Weite Landschaften, brutale Ganoven und eine wortkarge Heldin, die mit Entschlossenheit zuschlägt und dann in den Sonnenuntergang reitet. Das Genre passt gut zum Sujet, da es sich beim Kampf um die Integrität des weiblichen Körpers nach wie vor um ein Grenzgebiet handelt, eine Wildnis, in der der zivilisierende Arm des Gesetzes noch nicht etabliert ist. So lehnt, in einer Groteske der Indifferenz, auch die Polizei jede Verantwortung ab, sie ist nicht zuständig. Wenn Unbeteiligte helfen, so sind es meist Frauen.
Gerade weil die Western-Anleihen so deutlich sind, fallen die Abweichungen umso stärker ins Auge. So wird Marlina, anders als viele klassische Westernhelden, keineswegs zur Mörderin, um Rache zu üben. Es geht ihr nicht darum, erlittenes Unrecht zu sühnen oder gar einem abstrakten Prinzip namens Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Sie will nur unversehrt bleiben und nicht vergewaltigt werden. Und anders als bei ihren männlichen Pendants erwartet sie auch nicht das Schicksal eines einsamen Wolfs, der vom Leben in menschlichen Gemeinschaften ausgeschlossen ist. Ganz im Gegenteil: Ihr Kampf führt Marlina in die Gemeinschaft mit anderen, in eine Zukunft neuer und besserer Beziehungen.
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