Film des Monats: September 2025

Das deutsche Volk (Preisträger „Lila Bembel“ 2025)
Regie: Marcin Wierzchowski
Drehbuch: Marcin Wierzchowski
Deutschland 2025

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit zeichnet seit 1951 monatlich einen aktuellen Kinofilm als Film des Monats aus. Beim 18. LICHTER Filmfest Frankfurt International (22.-27. April 2025) hat die Jury zum dritten Mal einen Sonderpreis vergeben: Der „Lila Bembel“ war mit 500 Euro dotiert und wurde vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) bereitgestellt. Gesichtet wurden Langfilme der Sektionen „Internationales Filmprogramm“ und „Zukunft deutscher Film“. Die Jury prämierte beim 18. LICHTER Filmfest Frankfurt International den Dokumentarfilm DAS DEUTSCHE VOLK:

Neun Menschen wurden am 19. Februar 2020 in Hanau von einem Attentäter aus rassistischen Motiven ermordet. Der Dokumentarfilm DAS DEUTSCHE VOLK von Marcin Wierzchowski handelt von den Folgen und Nachwirkungen dieses Mordanschlags.

Im Zentrum stehen die Hinterbliebenen und ein junger Mann, der das Attentat überlebte. Vier Jahre lang begleitete der Regisseur die Angehörigen. Der Film zeigt ihren persönlichen Umgang mit dem Verlust ihrer Kinder oder Geschwister und setzt sich mit ihrer Trauer auseinander. Er schildert, wie sich die Familien der Opfer von Stadt und Politik bei der Aufarbeitung der Tat im Stich gelassen fühlen, zeigt aber auch Momente, aus denen sie Hoffnung schöpfen. 

Kristallisationspunkt des Kampfes der Angehörigen um Anerkennung und Zugehörigkeit ist ihre Initiative, auf dem Neustädter Marktplatz von Hanau ein Mahnmal zu errichten. Auf demselben Platz im Herzen der Stadt, wo die sechs Meter hohe Statue der Brüder Grimm steht. Zwar bemüht sich der Bürgermeister um den Dialog mit den Angehörigen der Opfer, doch die Erfüllung ihres Wunsches wird ihnen verwehrt. Denn die Hanauer Bürger, die sich in der Angelegenheit zu Wort melden, wollen neben den verehrten Symbolfiguren der deutschen Nationalkultur kein Mahnmal sehen, das an die Opfer des Attentats erinnert. Marcin Wierzchowski legt mit seinem Film den Finger in eine offene Wunde, indem er bewusst macht, dass es bei dem Standort des Mahnmals tatsächlich um die Frage geht, wer eigentlich zu Deutschland gehört. Obwohl die Ermordeten seit langem in Hanau lebten, in der hessischen Stadt verwurzelt und auch Deutsche waren, müssen ihre Angehörigen die schmerzhafte Zurückweisung erleben, dass beim Thema öffentliche Erinnerung mit zweierlei Maß gemessen wird. Ihren Angehörigen wird keine prominente Sichtbarkeit im Stadtbild eingeräumt, obwohl das Atten-tat nicht nur in Hanau, sondern in ganz Deut-schland Entsetzen ausgelöst hat. In Zeiten eines erstark-enden Rechtsextremismus und damit einhergehender Fremdenfeindlichkeit ein unbequemer, doch umso wichtigerer Film. 

Als Download (PDF):
Webtrailer
Film-Credits
Deutschland 2025
Produzent:
Marcin Wierzchowski Pola Sell Dorothea Braun Kurt Otterbacher Julius Theis
Regie:
Marcin Wierzchowski
Drehbuch:
Marcin Wierzchowski
Kamera:
Marcin Wierzchowski, Peter Peiker
Schnitt:
Stefan Oliveira-Pita
Musik:
Louisa Beck Kaan Bulak
Format:
DCP, schwarz/weiß, deutsche Fassung, 132 Minuten
Verleih:
Rise & Shine Cinema
Wohlers Allee 24a, 22767 Hamburg, Deutschland, Tel.: 030 4737 298 15, verleih@riseandshine-cinema.de, www.riseandshine-cinema.de
FSK:
ab 6 Jahren freigegeben
Kinostart:
4.9.2025