Film des Monats: November 2001

Eureka
Regie: Aoyama Shinji
Drehbuch: Aoyama Shinji
Japan 2000

Auf der japanischen Insel Kyushu wird an einem heißen Sommermorgen ein Bus entführt. Die Geiselnahme endet in einem Blutbad, das nur der Busfahrer Makoto, das Mädchen Kozue und ihr älterer Bruder Naoki überleben. Alle drei sind durch die Geschehnisse traumatisiert. Makoto verlässt die Kleinstadt, seine Ehe zerbricht. Nach zwei Jahren taucht er unvermittelt bei der Familie seines Bruders wieder auf. Die Geschwister verlieren unter dem Schock der Gewalttat die Sprache und ziehen sich auf sich selbst zurück; die Mutter trennt sich von der Familie, der Vater stirbt wenig später durch einen Unfall.

Als in der Gegend Frauen ermordet werden, wird Makato verdächtigt. Er verlässt die Familie seines Bruders und zieht in das Haus der verwaisten Kinder. Makoto erkennt, dass die verzweifelte und erstarrte Situation nur verändert werden kann, wenn der Ort des Geschehens verlassen wird. Er baut einen alten Linienbus zum Wohnmobil um und begibt sich mit den Geschwistern auf eine lange Reise, um den Bann des Traumas zu lösen.

In sepiagetöntem Schwarz-Weiß gedreht, stellt der Film eine über dreieinhalbstündige Meditation über den Einbruch von Gewalt und ihre Folgen für die Betroffenen dar. Die Überlebenden sind Überwältigte, deren Alltag zusammengebrochen ist und die nur langsam Sprache und Identität wiederfinden. Wie Makoto für die Kinder hat der Film Zeit für die langsame Annäherung der zutiefst Verstörten. Auf der Reise durch die Landschaften des japanischen Südwestens wird das ganze Ausmaß ihrer Beschädigung erkennbar. Der erfahrene Schock hat eine bedrohliche Isolation erzeugt, in der sich Misstrauen, gesteigerte Sensibilität und Aggressionen mit der Entwertung des eigenen wie fremden Lebens mischen. Mit ebenso minimalen wie suggestiven Mitteln gelingt es diesem ungewöhnlichen Roadmovie, die Zuschauer zu beteiligen an der Suche nach einem Platz, an dem die Gezeichneten nach dem Schrecken leben können.

Als Download (PDF):
Film-Credits
Japan 2000
Produzent:
Dentsu/Imagica/Suncent Cinema Works/Tokyo Theaters Production
Regie:
Aoyama Shinji
Drehbuch:
Aoyama Shinji
Kamera:
Masaki Tamra
Schnitt:
Aoyama Shinji
Musik:
Isao Yamada, Aoyama Shinji
Darsteller:
Koji Yakusho (Makoto Sawai), Aoi Miyazaki (Kozue Tamura), Masaru Miyazaki (Naoki Tamura), Yohichiroh Saitoh (Akihiko) Sayuri Kokusho (Yumiko) u.a.
Format:
35mm Cinemascope, s/w, 217 Min.
Verleih:
StudioCanal GmbH
Neue Promenade 4, 10178 Berlin, Tel.:+49 030 81 09 69-0 , info@studiocanal.de, www.studiocanal.de
Preise:
Preis der FIPRESCI und der Ökumenischen Jury, Cannes 2000
FSK:
ab 12
Kinostart:
15.11.2001